Versuch einer Zusammenfassung

Die Problematik dreht sich zunächst um die Frage „Was ist Wissen“. Nordenholz stellt fest, dass sich unsere „weltlichen Wissenschaften“ mit den Einzelteilen und Teilaspekten der Welt befassen und dabei der gesamtheitlichen Betrachtung des Wissens kaum Beachtung schenken. Das immer tiefere Eindringen in Materie und Strukturen bezeichnet er als „Flucht vor dem Unbekannten ins noch Unbekanntere“. Er warnt davor, dass „ein besinnungsloses Denken in der Welt von jeher einfach die Gegebenheit gesehen hat“, ohne die letztliche Klärung herbeizuführen, ob das Bewusstsein nicht doch etwas zum Schaffensprozess dieses Universums beiträgt (Seite 5, Anmerkung des Verfassers: Die Seitenzahlen beziehen sich auf das Buch selbst).

Mit der Frage „Was müssen wir vom Wissen wissen, um der Welt gerecht zu werden?“ fordert Nordenholz eine „Wissenschaft des Wissens“ selbst und schafft für sie den Begriff der „Scientologie“ (Seite 1). „Die Aufgabe der Scientologie ist die Aufrichtung des Systems des Wissens, des Verstehens, des Begreifens überhaupt. Wissen ist der allgemeine Werkstoff aller anderen Wissenschaften. Folglich ist die Wissenschaft vom Wissen selbst die Schlüsselwissenschaft für das gesamte System der Wissenschaften von der Welt. Alle anderen Wissenschaften von der Welt haben die Wissenschaft vom Wissen zu ihrer Voraussetzung…“ (Seite 4).

Nordenholz sieht Bewusstsein und Wissen in der Doppelrolle von Ursache und Effekt: Ursache im Sinne einer „Schöpferrolle“, die letztlich die Welt als Geschöpf des Bewusstseins hervorbringt. Effekt im Sinne einer „Erfahrungsrolle“, in der das Wissen in der Welt beobachtet und erlebt wird.

Der Ursprung des Bewusstseins liegt jedoch außerhalb von Wissen und Welt, denn „das Bewusstsein als Schöpfer der Welt angenommen, setzt einen Quell voraus, aus dem es zu schöpfen vermag, ein Sein, das irgendwie und in irgendwelchem Maß vom Bewusstsein erreichbar ist, das aber selbst vor und unabhängig vom Bewusstsein da ist. Die Voraussetzung einer Schöpfertätigkeit des Bewusstseins ist abhängig vom Zu-Gebote-Stehen eines selbstursprünglichen, freien, losgelösten, absoluten Seins, eines An-Sich-Seins.“ (Seite 10).

Wenn die Welt ein Geschöpf des Bewusstseins ist, „werden wir die Spuren der schöpferischen Tätigkeit des Bewusstseins in der Welt antreffen müssen. Erfahrung und Beobachtung werden uns auf diese Ergebnisse in Gestalt von Wissen, Vorstellungen und Begriffen stoßen lassen. Aber es wäre offenbar eine Voreiligkeit, wenn wir aus der Tatsache, dass die Vorstellungen und Begriffe sich aus der Welt herausholen lassen, schließen würden, dass sie nun auch ihren letzten eigentlichen Ursprung in der Welt selbst hätten.“ (Seite 4).

Die Zusammenfassung von Wissen als „Schöpfer und Geschöpf“ ergibt die Gesamtheit des Bewusstseins. Nordenholz leitet daraus den Anspruch der Scientologie als „Wissenschaft des Bewusstseins“ ab (Seite 2).

Die drei Axiome [1] von Nordenholz besagen:

  1. „Bewusstsein schiebt sich als Mittler, Vermittler, Schöpfer zwischen ein An-Sich-Sein und ein von ihm vermitteltes Sein. (S. 11).
  2. Das Bewusstsein bemächtigt sich des Seins, indem es das Sein in seine Form einbezieht, also durch Formung, Einformung. (S. 12).
  3. Form und Gestalt unseres Bewusstseins stehen unter einem Ordnungsgesetz, dem Gesetz der Individuation“ (Seite 14).


Diese Axiome sind zunächst Behauptungen, die Nordenholz in der nachfolgenden „Systematik“ genauerer Betrachtung unterzieht. Hier stellt er sich die Aufgabe der Einordnung dieser Axiome in ein System:

  • Durch die Analyse, das heißt, das Aufbrechen, Zergliedern der Axiome in seine Einzelheiten.
  • Durch Synthese, das heißt die Vereinigung oder Zusammenführung ihrer Gesamtheit, auch ihrer Gegensätze und Widersprüche zu einem neuen System.


In der anschließenden Apologetik (Verteidigung eines Bekenntnisses, einer Anschauung oder Lehre) werden die Schlussfolgerungen, bzw. dass durch die Systematik hervorgebrachte Resultat gerechtfertigt, um dann zur Epistematik (Gesamtsystem der Wissenschaft) auf den Grundlagen der Scientologie zu gelangen.

Kernaussage

Das An-Sich-Sein, das freie, losgelöste Sein ist ein Faktor, der außerhalb des „Spielfeldes“ unserer Welt – im weiteren Sinne „dem physikalisch Messbaren“ – angesiedelt ist.

Das An-Sich-Sein ist Schöpfer des Bewusstseins, das Bewusstsein ist Schöpfer der Welt. Ein Individuum entwickelt sich aus dem An-Sich-Sein und bringt sich unter Zuhilfenahme des Bewusstseins in eine „Form“. Es unterliegt dann den Gesetzen von Freiheit und Zwanges.

Es muss eine Balance zwischen Freiheit und Zwang geben, denn eine vollkommene Freiheit würde den Wegfall oder die Auflösung der Individualität, des Bewusstseins und somit auch der Welt als Produkt des Bewusstseins bedeuten. Es käme dann zu einer Wiedereinsetzung des An-Sich-Seins in seinen ursprünglichen, vom Bewusstsein unberührten Stand.

Der letzte Maßstab der Dinge liegt demnach nicht im Bewusstsein als solchem, sondern im „Verhältnis“ des Bewusstseins zum urgegebenen Sein, in seiner Erschließung des An-Sich-Seins. (S. 66).

Nordenholz baut also seine Wissenschaft auf der Erkenntnis auf, dass es ein Sein vor bzw. außerhalb unserer Welt gibt.

Die Herausgeber