Glossar

Glosse Erklärung
in der Psychologie das Insgesamt der Bewusstseinsinhalte, die normalerweise begleitet sind von einem mehr oder weniger deutlichen Wissen ("Begleitwissen", "Ge-Wissen", lat. con-scientia) davon, dass ich selbst es bin, der diese Bewusstseinsinhalte erlebt (daher Bewusstseinsinhalt=Erlebnis). Der Mensch lebt nicht nur, sondern er erlebt außerdem sich selbst als einen in bestimmter Art und Weise Lebenden (Selbstbewusstsein). Etwas anschaulich Gegebenes ist bewusstseinsfähig, wenn es wahrgenommen werden kann. Ob es wahrgenommen und somit bewusstwird, hängt ab vom Zustand des Organismus (des Leibes) und vom Zustand des Bewusstseins; eine Gegebenheit kann auch mehr oder weniger bewusst sein, so dass sich Bewusstseinsgrade unterscheiden lassen. Die alte Anschauung vom "Bewusstseinsstrom" d. h. von einer vor dem Ich oder vor der Seele vorbeiströmenden ungegliederten und wirren Mannigfaltigkeit undeutlicher Bilder, aus denen die Aufmerksamkeit einzelne aussondert, analysiert und zu eigentlichen Wahrnehmungen gestaltet, hat sich als falsch und irreführend erwiesen. Ausdruck "Bewusstseinsstrom" enthält die ebenfalls irrtümliche Anschauung, dass das Ich oder die Seele diesen Strom gewissermaßen betrachten ("Guckkastentheorie"). Richtig ist vielmehr, dass das Bewusstsein eine sich aus dem in dividuellen Mikrokosmos herleitbare Struktur besitzt, durch die jeder Inhalt sofort in eigentümlicher Weise gestaltet und zu den übrigen Inhalten in Wechselbeziehung gesetzt wird. Das Bewusstsein begleitet und kontrolliert die Auseinandersetzung des Organismus mit seiner Umwelt, indem es sich zwischen den von außen einwirkendem Reiz und die dem Reiz entsprechende Reaktion einschaltet. Diese kontrollierende Funktion des Bewusstseins ist umso wirksamer, je höher organisiert ein Lebewesen ist: auch Schwelle d. Bewusstseins, Unterbewusstsein, Unbewusstes. Über das "reine Bewusstsein" der Phänomenologie Intention. (Philosophisches Wörterbuch, 14. Auflage, Kröner Verlag Stuttgart, 1957)